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Ankh-Morpork Bevölkerung: etwa eine Million (Vororte eingeschlossen).
Wichtigste Exportgüter: Bankwesen, Mord, Zauberei, Probleme aller Art Importgüter: Rohstoffe, Leute, Ärger
Das Ankh-Morporkianische Wappen zeigt den Kunstturm, das älteste Gebäude der Stadt. Darüber hinaus
weist es sowohl auf den Fluß Ankh als auch auf die weiten Kohlfelder außerhalb der Stadt hin, die einen wichtigen Beitrag zum allgemeinen Geruch leisten. Das Motto der Stadt “Merus in Pectum et in Aquam” (Rein in Geist und Wasser), wurde von einem hochgeistigen Komitee am Anfang der Ersten Republik
erfunden. Heute hält man es für einen lustigen Scherz.
Ankh-Morpork ist die älteste Stadt auf der Scheibenwelt. Der durch die Metropole fließende Strom Ankh teilt sie in zwei Hälften: das stolze Ankh,
drehwärts vom Fluß, und das gräßliche Morpork auf der entgegengesetzten Seite. Die Stadt liegt in der Sto-Ebene, unweit des runden Meeres. Theoretisch wurde sie auf Lehm errichtet, aber in der Praxis besteht das
Fundament aus früheren Versionen von Ankh-Morpork. Wie bei Troja, nur mit weniger Stil.
Ankh wurde oft niedergebrannt, aus vielen Gründen: Rache, Achtlosigkeit, Bosheit – oder einfach nur wegen der
Versicherung. Die meisten Steinhäuser haben diese Katastrophen überstanden. Viele Bewohner (gemeint sind hier vor allem die Leute, die in den Steinhäusern wohnen) vertreten den Standpunkt, dass ein ordentliches
Feuer alle hundert Jahre der urbanen Gesundheit dient: Es begrenzt die Anzahl der Ratten, Schaben, Flöhe und Bürgern, die es sich nicht leisten können, in Steinhäusern zu wohnen.
Von oben gesehen sieht die
Stadt aus wie eine aufgeschnittene Zwiebel, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass eine Zwiebel anders riecht (nämlich besser). Die Stadt wird, wie bereits erwähnt, vom Fluß Ankh geteilt. Dieser Fluß kommt auf
dem Weg von den Spitzhornbergen zum runden Meer durch die Stadt. Wenn er in die Stadt kommt, ist er träge geworden durch den Schlick der weiten Ebene. Auf der zum Meer gelegenen Seite der Stadt wird aus dieser
Trägheit Apathie. Selbst ein Agnostiker könnte dort über ihn hinweggehen. Die Bürger von Ankh-Morpork sind seltsam stolz darauf. Sie meinen, in diesem Fluß könne man nicht ertrinken, sondern nur ersticken. Nachdem
das “Wasser” die Stadt passiert hat, verdient es die Bezeichnung “flüssig” nur noch, weil es sich schneller als das Ufer bewegt. Die Bewohner der Stadt behaupten allerdings, das Wasser zeichne sich
durch eine große Reinheit aus. Einen Flüssigkeit, die von so vielen Nieren gefiltert wurde, muss sauber sein.
Es soll auch Fische geben, die sich an das Leben im Ankh angepasst haben. Über ihre Gestalt ist
nichts bekannt, da sie explodieren, wenn man sie der frischen Luft aussetzt. Der Ankh dürfte der einzige Fluß im ganzen Universum sein, auf dem Polizisten die Umrisse einer Leiche mit Kreide markieren können.
Die geflickte Trommel Die Trommel ist die wichtigste Taverne in Ankh-Morpork, sie befindet sich in der
Filigranstraße. Der gegenwärtige Wirt heißt Hibiskus Dunelm, aber vermutlich tritt schon bald jemand seine Nachfolge an. Man muss die Schänke so nehmen, wie man sie findet. Und man findet sie, indem man sich vom
Geräusch splitternden Glases den Weg weisen läßt ...
Die Trommel befindet sich im Kellergeschoß des Hauses. Der Boden ist die Heimat uralter Binsen und vieler Käfer. Die Trommel ist nicht etwa für ihr schales
Bier berühmt, dass wie Apfelsaft aussieht und wie Batteriesäure schmeckt, sondern für die Gäste. Es heißt, wenn man lange genug in der Trommel sitzt, versuchen früher oder später alle bedeutenden Helden der
Scheibenwelt, einem das Pferd zu stehlen.
Im Inneren der Trommel geht es ziemlich laut zu und der Rauch bildet dichte Schwaden, die die Wände nicht berühren (vielleicht fürchten Sie sich davor). Eine junge
Frau könnte den ganzen Abend in der Trommel verbringen, ohne belästigt zu werden, wenn sie es nicht möchte. Ein Kind könnte hier ein Glas Limonade trinken, ohne mehr befürchten zu müssen, als die Ohrfeige der Mutter
zu Hause, wenn es die neu gelernten Schimpfwörter ausprobiert. Die Gäste zeichnen sich durch eine Art grobe Ehrbarkeit aus: Sie wären durchaus imstande, sich gegenseitig umzubringen – aber nur auf eine respektvolle
Art und Weise, wie es sich unter Gleichgestellten gehört. An manchen Abenden stellt der Wirt Schälchen mit Erdnüssen auf die Tische.
Die unsichtbare Universität Die UU ist das wichtigste magische Lehrinstitut auf der Scheibenwelt.
Ihr Campus ist der okkulte, wenn auch nicht geographische Mittelpunkt von Ankh-Morpork. Die UU ist über 2000 Jahre alt. Sie sollte die damals recht chaotische Zauberei regeln und eine Möglichkeit für Zauberer
schaffen, sich zu begegnen, ohne sofort mit magischen Mitteln übereinander herzufallen.
Die Uni hat niemals Frauen aufgenommen (ausser während der Amtszeit des Erzkanzlers Knallwinkel). Für gewöhnlich
erklärte man diesen Umstand mit unzureichenden sanitären Anlgen, aber in Wirklichkeit geht es um etwas anderes: Wenn man Frauen erlaubt, sich mit der Zauberei zu befassen, könnten sie sich als unangenehm geschickt
herausstellen. Und dann sind sie vielleicht nicht mehr bereit, Anweisungen von Zauberern entgegenzunehmen.
Theoretisch gibt es keine Altersbeschränkung für die Aufnahme in dieUU. Das normale Alter für
Studienanfänger beträgt 16 Jahre. Früher einmal wurde auch wesentlich jüngere Studenten akzeptiert, in einem Fall sogar ein Vierjähriger. Heutzutage gibt es niemanden mehr in der UU, der tagsüber Magie praktiziert
und abends mit einem Plüschtier zu Bett geht.
Im großen und ganzen leben die Zauberer der UU von freiwilligen Spenden aus der Bevölkerung. Man stelle sich einen Obst- oder Gemüsehändler vor, der seinen Laden
einige Straßen entfernt hat und weiß: Da sitzen einige alte Männer, die nicht ganz richtig im Oberstübchen sind, auf genügend Magie, um ein großes Loch in die Realität zu reißen. Wen wundert es da, dass der Händler
den Zauberern gelegentlich eine Fuhre Kartoffeln stiftet.
Das Universitätsjahr ist in 8 Semester aufgeteilt, die jeweils etwa einen Woche dauern. Diese Regelung soll gewährleisten, dass die
Fakultätsmitglieder möglichst wenig Zeit in Gesellschaft der Studenten verbringen müssen. Wie bei allen alten und wichtigen Universitäten basieren diese Semester auf einem Zeitplan, der für die Breite Masse der
Bevölkerung rätselhaft bleibt. Vermutlich sollen sich die Leute einfach dumm fühlen.
Harga´s Rippenstube Ein Esslokal bei den Docks von Ankh-Morpork. Wahrscheinlich gehört es nicht zu den
führenden Restaurants der Stadt: Die Kundschaft zieht Quantität der Qualität vor und zertrümmert die Einrichtung, wenn man ihre Wünsche nicht erfüllt. Hargas “Was-Du-verdrücken-kannst-für-einen-Dollar-Menü” ist überall dort berühmt, wo sich riesiger Appetit sammelt und gewaltige Mägen
hungrig knurren.
Das Öl in der Pfanne hat eine eigene geologische Geschichte. Würde man dort Ausgrabungen durchführen, könnte man uralte Würstchenteile und Fettbrocken von längst ausgestorbenen Schweinearten
finden. Die Kaffeekanne wird nie gespült, daher schmeckt der Kaffee wie geschmolzenes Blei. Wenn man ihn ausgetrunken hat, ist man überaus erleichtert, dass die Tasse endlich leer ist. Der einzige Schmuck im Lokal
ist Harga´s Schürze, die auch gleichzeitig als inoffizielle Speisekarte fungiert..
Die Schatten Ältester Teil der Stadt Ankh-Morpork. Die dortigen Bewohner sind überwiegend nachtaktiv
und vermeiden es, ihre Nasen in fremde Angelegenheiten zu schicken – weil sie wissen, dass das zu einem eingeschlagenen Schädel führen kann.
Der “Schatten” genannte Innenstadtbezirk hat dringend einen Sanierungsplan verdient, bei dem großzügig von Flammenwerfern Gebrauch
gemacht werden sollte. Bezeichnungen wie schäbig oder verwahrlost wären in diesem Falle völlig unangemessen. Die Schatten gehen weit über die gewöhnliche Schäbigkeit hinaus. Würde man eine Reliefkarte der Unmoral in Ankh-Morpork anfertigen, müssten die Schatten als tiefer Schacht dargestellt werden.
In der von der Kaufmannsgilde herausgegebenen Broschüre “Willkommigt in Ankh-Morpork, Statte der
tausend Ühberraschungen” werden die Schatten als folkloristisches Netzwerk aus alten Gassen und pittoresken Straßen beschrieben, wo hinter jeder Ecke Aufregung und Romantik warten; gelegentlich hört man
traditionelle Schreie und sieht die fröhlichen Mienen von Leuten, die sehr privaten Geschäften nachgehen.
Zum Trollkopf Eine Taverne in den Schatten. Kein sehr angenehmer Ort.Auch die geflickte Trommel ist
kein angenehmer Ort, aber der Trollkopf gilt als wesentlich unangenehmer. Ein Pfahl über der Tür präsentiert noch immer das Objekt, dem die Schänke ihren Namen verdankt. Man trifft im Trollkopf Leute, die nicht mal
in der Trommel erwünscht sind.
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